Retinale Arterienverschlüsse
Die retinalen Arterien versorgen die Netzhaut mit Blut. Ein Verschluss einer retinalen Arterie kann durch einen Embolus oder auch durch Entzündungen entstehen. Dies führt zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff im Versorgungsgebiet des Gefäßes und einem plötzlichen schmerzlosen Sehverlust.
Wenn nur ein Arterienast verschlossen ist (Arterienastverschluss), bemerken Patienten einen dunklen Fleck im Gesichtsfeld; wenn die zentrale versorgende Arterie betroffen ist (Zentralarterienverschluss), ist der Sehbereich meist bis auf einen kleinen Gesichtsfeldrest finster.
Eine Unterversorgung der Netzhaut führt innerhalb weniger Stunden zu einem permanenten Schaden. Jedoch können sich sowohl Arterienastverschlüsse also auch Zentralarterienverschlüsse spontan bessern (ca. 50% bei Astverschlüssen und bis zu 35% bei Zentralarterienverschlüssen). Etwa 90% aller Patienten mit einem Arterienastverschluss behalten eine relativ gute Sehschärfe, sodass lesen möglich ist.
Besonders wichtig ist die Ursachenforschung bei retinalen Arterienverschlüssen. Wenn kein Embolus ersichtlich ist, sollte initial eine Gefäßentzündung ausgeschlossen werden. Aber auch im Falle einer Embolie ist eine genauere internistische Abklärung zur Ursachenklärung und folgender Risikoreduktion weiterer Embolien dringend empfohlen. Patienten mit einer retinalen Arterienembolie haben ein erhöhtes Risiko einen Schlaganfall zu erleiden.
Wie kann man retinale Arterienverschlüsse behandeln?
Wir haben bis heute keine erwiesene Therapie für retinale Arterienverschlüsse. Ansätze, wie systemische Fibrinolyse, haben sich als unwirksam und teilweise sogar als gefährlich erwiesen. Versuche, den Augendruck im Akutstadium zu senken (entweder durch Medikamente, Augen-Massage oder das operative Ablassen von Wasser aus dem Auge) haben in Studien keinen Effekt gezeigt. Die möglichen Komplikationen durch solche Eingriffe sollten vor einer etwaigen Durchführung diskutiert werden. Bei Arterienverschlüssen, die schon länger als 24 Stunden bestehen, wird jedenfalls von einem Therapieversuch abgeraten.Welche Komplikationen können bei retinalen Arterienverschlüssen auftreten?
Wegen der verminderten Durchblutung sendet die Netzhaut Botenstoffe aus, welche Gefäßwachstum verursachen können. Solche neugebildeten Gefäße (Neovaskularisationen) versorgen aber nicht die betroffenen Netzhautgebiete, sondern wachsen in den Glaskörper ein (das Gel, welches das Auge ausfüllt) und auf die Iris. Dadurch kann es einerseits zu Glaskörperblutungen und andererseits zum Verstopfen des Abflusses des Kammerwassers kommen. In letzterem Fall kann in weiterer Folge der Augendruck ansteigen, was zu Schmerzen, einer weiteren Sehverschlechterung bis hin zum Verlust des Auges führen kann. Treten Neovaskularisationen auf sollten die minderdurchbluteten Netzhautareale gelasert werden.FAQs
Die Risikofaktoren für retinale Arterienverschlüsse ähneln denen anderer Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Diese sind Bluthochdruck, Rauchen und Übergewicht. Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Sport und Nichtrauchen sind als vorbeugende Maßnahme empfehlenswert. Andere Risikofaktoren wie Alter oder Ablagerungen im Sehnervenkopf (sog. Drusenpapille) sind nicht beeinflussbar.
Der natürliche Verlauf eines retinalen Arterienverschlusses lässt sich nicht beeinflussen. Eine Schonung des betroffenen Auges durch Vermeidung von Lesen oder Fernsehen ist wirkungslos. Eine Überlastung ist weder beim betroffenen Auge noch beim Partnerauge möglich.